Bitcoin-Mining-Unternehmen Bitfarms kauft Konkurrenten Stronghold Digital Mining

Das kanadische Bitcoin - Mining -Unternehmen Bitfarms hat gestern bekannt gegeben , nach drei Jahren Verhandlungen eine Vereinbarung zum Kauf des US-Konkurrenten Stronghold Digital Mining getroffen zu haben.

Das im Jahr 2017 gegründete Unternehmen Bitfarms betreibt zurzeit zwölf Rechenzentren in Nord- und Südamerika (USA, Kanada, Paraguay, Argentinien) mit mehr als 65.000 Mining-Geräten und einer Hashrate von 11,1 Exahash pro Sekunde (EH/s). Zudem besitzt es ein firmeneigenes Datenanalysesystem, das die Optimierung des Betriebs und die Verbesserung der Energieeffizienz und Hashrate kontinuierlich vorantreibt.

Bitfarms setzt sich für die Nutzung nachhaltiger und wenig genutzter Energieinfrastruktur ein und hat bereits über 25.000 BTC mit nachhaltigen Energiequellen geminet. Die Anlagen laufen überwiegend mit umweltfreundlicher Wasserkraft und langfristigen Stromverträgen. Die Rechenleistung bringt die Aktiengesellschaft in Mining-Pools ein und erhält die entsprechenden Bitcoin-Belohnungen.

Der größte Anteilseigner mit 18,9 Prozent Unternehmensbeteiligung beziehungsweise 85,3 Millionen Bitfarms-Aktien ist das US-Mining-Unternehmen Riot Platforms. Riot strebt selbst eine Übernahme von Bitfarms an. Nachdem erste Übernahmeversuche gescheitert sind, hatte Riot kürzlich die Beteiligung an Bitfarms erhöht und mehr Einfluss im Bitfarms-Vorstand gefordert – Blocktrainer.de berichtete . Bitfarms Kauf von Stronghold Digital Mining ist letztlich auch für Riot Platforms von Bedeutung. 

Das US-amerikanische Unternehmen Stronghold Digital Mining konzentriert sich auf Bitcoin-Mining sowie auf Umweltsanierungsdienstleistungen. Das Aktienunternehmen erzeugt im US-Bundesstaat Pennsylvania in zwei umweltfreundlichen Kraftwerken Strom aus den Bergbauabfällen des 19. und 20. Jahrhunderts. Dadurch wandelt das Unternehmen jahrhundertelang verseuchte Standorte in den USA in brauchbares Land um, beseitigt saure Drainage und setzt so ehemalige Wasserwege instand und beseitigt Emissionen.

Die Kraftwerke Scrubgrass und Panther Creek befinden sich in der Nähe großer Ballungsgebiete und Glasfaserleitungen. Ein hoch spezialisiertes Verbrennungsverfahren (Circulating Fluidized Bed) vernichtet unzählige Tonnen von giftigen Bergbauabfällen beziehungsweise transformiert diese in Strom. Dabei bleibt eine nutzbare Asche als Nebenprodukt übrig.

Die Technologie hat nachweislich erhebliche Vorteile für die Umwelt und die Gemeinschaft, daher sind die Kraftwerke als alternative Energiequelle der Stufe 2 – also so wie Wasserkraftwerke – anerkannt.

Wir setzen Krypto-Mining-Techniken des 21. Jahrhunderts ein, um die Auswirkungen des Bergbaus des 19. und 20. Jahrhunderts in einigen der ökologisch am meisten vernachlässigten Regionen der Vereinigten Staaten zu beheben.
Auszug aus der Stronghold-Website

Neben den zwei Kraftwerken besitzt Stronghold über 300 Hektar Land (mit Option auf 445 weitere Hektar) sowie Bitcoin-Mining-Anlagen mit einer Hashrate von 4,0 EH/s und einer Kapazität von 165 Megawatt (MW). Dabei setzt das Unternehmen einen Schwerpunkt auf einen umweltfreundlichen Betrieb. Mit Effizienzsteigerungen durch das Upgrade des Equipments besteht das Potenzial, die Kapazität im Jahr 2025 auf etwa 10 EH/s zu erhöhen.

Außerdem hat Stronghold Zugang zum größten Stromgroßhandelsmarkt in den USA, dem PJM-Netz (Pennsylvania-New Jersey-Maryland), und kann von dort über 142 MW Strom beziehen (mit Option auf bis zu 790 MW). Das Stromnetz bietet flexibles Lastmanagement und Demand-Response-Programme, baut die erneuerbaren Kapazitäten schnell aus und trägt somit zur Dekarbonisierung des nationalen Netzes bei.

Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben den Deal einstimmig genehmigt. Insofern unter anderem die Stronghold-Aktionäre zustimmen, die Behörden grünes Licht geben und weitere übliche Bedingungen erfüllt sind, könnte die Übernahme im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein.

Der Wert der Transaktion beträgt circa 125 Millionen US-Dollar Eigenkapital sowie die Übernahme von circa 50 Millionen US-Dollar Schulden. Der Vertrag sieht vor, dass die Stronghold-Aktionäre 2,52 Bitfarms-Aktien für jede Stronghold-Aktie erhalten, was einem Preis von 6,02 US-Dollar pro Aktie entspricht und erwartungsgemäß zu einem Anteil von knapp 10 Prozent an dem fusionierten Unternehmen resultieren soll.

Nach Abschluss der Transaktion wird der jetzige CEO, Präsident und Vorstandsvorsitzender von Stronghold, Gregory Beard, in beratender Funktion zur Verfügung stehen.

Der Kauf von Stronghold verschafft Bitfarms neue Möglichkeiten zur Erzeugung und Nutzung von preisgünstigem und flexiblem Netzstrom. Bitfarms erhält zum einen Zugang zum strategisch wertvollen PJM-Stromnetz, zum anderen zwei umweltfreundliche Kraftwerke in Pennsylvania – einem unternehmerfreundlichen Bundesstaat mit dem Demokraten Joshua Shapiro als Gouverneur, der eine positive Einstellung gegenüber Bitcoin und Energieprojekten hat.

Mit mehr Hashrate (4 bis 10 EH/s) und Kapazität (165 bis 307 MW) befindet sich Bitfarms auf gutem Wege, die eigene Gesamtkapazität bis Ende 2025 auf über 950 MW zu erhöhen. Dabei wird der Anteil in den USA auf circa 48 Prozent ansteigen.

Ben Gagnon, der CEO von Bitfarms, schätzt das weitere Expansionspotenzial nach 2025 auf bis zu 1,6 Gigawatt, was auch die strategische Diversifizierung jenseits des Bitcoin-Minings vorantreiben könne – wie zum Beispiel durch die Kombination mit High-Performance-Computing (HPC) und Künstlicher Intelligenz (KI) . Die Lage und Infrastruktur der Kraftwerke in Pennsylvania eignen sich ebenso für HPC-/KI-Projekte.

Letztlich erhält das Unternehmen auch Zugang zu Steuergutschriften und somit zusätzlichen Einnahmen. Laut dem Director of Sustainability bei Bitfarms, Arnold Lee, wäre das Bitcoin-Mining-Unternehmen dadurch „eines der größten potenziellen Carbon Capture-Projekte weltweit“.